ANNA ISDATH

Die Brille für den ersten Blick

Der perfekte Ort der Erkenntnis ist in der Gegenwart und im erwachenden Aha. Zauberhaftes Erleben lässt sich hin und wieder mit Gedichten einfangen.
Einige der schönsten von diesen, in Jahren gesammelt, sind in einem Buch vertreten und in sechs Schritten dargestellt. Die Brillenschule exisitiert tatsächlich. Wer etwas versteht, versteht viel. Das gilt auch für alle in der Aktion ausgestellten Installationen mit ihren Gedichten. Die Präsentation der Schriftrollen mit originaler Brille an ausgewählten Standorten begann im Frühjahr 2013.

Mit der Brille gehen Objekte, Ideen und Gedanken in eine philosophische Richtung. Denken, Verstehen und Begreifen stellen sich in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. 
Jeder Moment, jedes kurze Gedicht will mit einer Art Frage an uns herantreten, die uns in eine ganz neue Gedankenwelt und Blickrichtung begleiten kann.
Die Kunstwerke sind den ganzen Sommer über zu sehen.


Die Brille für den ersten Blick beinhaltet als Buch eine eigens komponierte Auswahl aus Texten und Gedichten der Brillenschule. Die im Jahr 2013 als Installation veröffentlichten Exponate, die in Natur und Kultur zu finden waren, überraschten mit ihrem einfachen Design. Ihr Wunsch, Impulse für Poesie und Philosophie zu setzen, ging in Erfüllung. Jedes Exemplar der „Brille“, mit einem Gedicht, einem Bild, einer Aussage liefert einen Hinweis für philosophisch Suchende und Brillenschüler. In diesem Buch sind bedeutende Fundstücke versammelt. Je nach dem entfalten sich Meditationen, direktes Erleben von Poesie und weiterreichende Gedanken zu Spiritualität und Gegenwart. Zaubersprüche weisen Wege hinein und heraus. Die Brille für den ersten Blick steht in der Tradtion der Land Art Poetry und wird präsentiert von der Werkstatt Ogonjok.

*

Interview mit der Brillenfrau (Juni 2013)


Die Gelegenheit für ein Interview mit der Brillenfrau ergab sich dank glücklicher Fügung. Hier das Protokoll.

Frage: Frau Isdath, Sie sind mit ihrer Aktion „Brille für den ersten Blick“ seit Wochen in der Region aufgefallen. Jetzt noch diese Performance. War das alles so geplant?
Brillenfrau: Selbstverständlich.
Frage: Die meisten Leute heute sehen ja nichts mehr, sie huschen sich am eigentlichen Sehen vorbei, und kleben an Neigungen, Hypes, Trends, was auch immer.
Brillenfrau: Genau. Daher wurde ja das Buch auch geschrieben. Sehen, was es heißt zu sehen, das ist die Schnittstelle von Poesie und Philosophie, die wir aufzeigen wollen.
Frage: Und Ihr greifbares Ziel für dieses Jahr?
Brillenfrau: Wir sind in das Jahr gestartet mit der Prämisse, eine vierstellige Zahl von Menschen dazu zu bringen, über die Brille, und was es heißt, wahrzunehmen, nachzudenken.
Frage: Ein verrücktes, ehrgeiziges Projekt?
Brillenfrau:  Ein Projekt das Maßstäbe setzt. Es sind wirklich Zaubersprüche – wenn man weiß in welcher Betonung man sie zu sagen hat.
Frage: Ist das nun Kunst, Literatur oder Performance?
Brillenfrau: Es ist Philosophie. Verstehen verkleidet in eine ganz eigene Art von Bild – und ein solches, das einen mitnehmen kann. Man muss nur einen kleinen eigenen Tropfen von Neugier mitbringen, um ein Meer der Wunder zu erhalten. Der erste Blick ist der entscheidende, und es gilt zu verstehen, welche Brillen zur Verfügung stehen, und welches die eigenen sind. Da ist nichts Künstliches oder Warenhaftes – diese Philosophie erinnert an uralte Weisheiten: dass man schauen muss, und zwar unparteiisch und objektiv.
Frage: Descartes?
Brillenfrau: Eher Lao-tse und Eckhard. Und Sie und ich.
Frage: Ja, wenn Sie so sprechen hört es sich total einfach an. Doch es ist zu fürchten, das die meisten Leute vor einem Rätsel stehen, wenn sie diese Installation sehen.
Brillenfrau: Wer sagt ihnen denn, dass es keine Absicht sein kann, die Leute die Chance zu geben, die eigenen Hilflosigkeit wieder einmal zu spüren? Die Brillenschule ist durchaus strukturiert und pädagogisch durchdacht. Wie gesagt, ein Gramm Neugier und Forscherdrang muss schon mitgebracht werden. Dann kann man Neues lernen und profitieren.
Frage: Und wer nur eine Ihrer Installationen sieht, die Achseln zuckt und seiner Wege geht?
Brillenfrau: Ach wissen Sie, es gibt nichts, das vergeht. Jeder kleine Augenblick ist wertvoll und kann jemanden vielleicht noch nach Jahren erreichen und auf einen wertvollen Weg bringen. Der erste Blick ist die Eintrittskarte in die Wirklichkeit.
Frage: Der richtige Blick gerät zu oft in Vergessenheit. Sie versuchen, mit Wissenschaft und Poesie dagegen anzugehen. Danke, dass ich fragen durfte, um dies festzustellen.

*

LIED IM GLAS


Ursprünglich ein modernes Oratorium entstand das „Lied von der ersten Erde“ neu. Die songs sind verklungen. Ein Buch der Gedichte liegt vor. Die überlieferten Texte wurden ohne die Musiknoten aber unter Beibehaltung der chronologische Dramaturgie der Rockoper nach poetischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Aus dem Buch ging eine Installation hervor, die in der Aktion „Lied im Glas“ Gestalt annahm. Im Jahr 2013 begann die Veröffentlichung der Exponate. Motto: Natur und Kultur verbunden im kleinen Moment.

*

Jedes Exemplar „Lied im Glas“ schenkte mit einem ausgewählten Gedicht, einem Bild, einer Aussage, philosophischen Fragen besondere Gedanken. Zum Sucher geimpft wird man Finder. Die Installation setzt die Projekte der Land Art Poetry fort, die von der poetischen Offensive Ogonjok seit Jahren mit Ideenreichtum präsentiert wird. In diesem Buch sind alle Gedichte des „Lieds von der ersten Erde“
versammelt. Poetisches Hören und Sehen winken.


link zum Buch



Die Geschichte des Lieds im Glas begann im Jahr 2012. Nach der Idee, ihrer Festigung und dem Konzept waren viele Arbeitsschritte nötig. Die Texte aus den alten Partituren mussten neu gesetzt werden.
Im März 2013 begann die Verteilung - Höhepunkt war der  Frühsommer.

Das Ziel war es ursprünglich, die lyrischen Denkweisen von Anna Isadth,  dieser seltenen Sängerin und Botschafterin aus dem poetischen Ozean zugänglich zu machen. Von vornherein ist klar: Sie singt nicht für sich allein. Ihre Lieder und Szenarien berichten von einer großen Gemeinschaft der Liebenden der ersten Erde und einer erquickend positiven Geisteshaltung.

Bald wird mehr von den Geschichten um das Projekt berichtet werden.

*

*

*

*

                                            Anna Isdath



geboren 1969 in Haifa, Lyrikerin und Mitglied der Werkstatt Ogonjok lebt und arbeitet in der Nähe von Köln.

Anna Isdath verarbeitete nach seinem Tod die Werke weiter aus, die sie  mit ihrem Zwillingsbruder und kongenialen Dichter- und Kunstpartner Samuel Isdath gemeinsam kreiert hatte.
Prägend wirkten die späten siebziger Jahre, in denen die Geschwister in Zusammenarbeit mit der „our-band“ Poesie, Rockmusik und Theater in lebhaften experimentellen Phasen begleiteten. In den späten Neunzehnhundertachtzigern begann Anna Isdath, mit eigenen bildnerischen Objekten und Auftritten zu experimentieren. 
Als aktive Künstlerin seit den Anfängen der ‚Poesie wasserdicht‘ 1999 unterstützt Anna Isdath die kreativen Aktionen der Werkstatt Ogonjok seit Jahren aktiv, kuratierte und besetzte Ausstellungen  und veröffentliche verschiedene eigene Gedichtbände.

Anna Isdath liebt es, in der Wir-Form zu denken und zu schreiben und lebt dabei ausdrücklich ihren verstorbenen Bruder mit. In diesem Buch schenkt uns die Autorin ihre persönliche poetische Dokumentation einer kollektiven künstlerischen Tat.
 


Im Jahre 2013 trat Anna Isdath erstmals unter ihrem eigenen Namen in Erscheinung und stellte zwei Installationen und zwei Bücher vor:

      

Die Brille für den ersten Blick mit dem gleichnamigen Buch
und Lied im Glas mit dem Buch Das erste Lied von der Erde.
 
    
 


Anna bei der Kunstaktion

BRILLE FÜR DEN ERSTEN BLICK - DIE BRILLENFRAU

Wieseck-Fluss mit Flair 2013


*

der schnelle Weg zu unserer Schwesterseite Edition Ogonjok